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Mein Weg zum Höhlenforscher

Ich ging an einem schönen Sommertag im Gebirge wandern und entdeckte nicht fern vom Wegesrand ein Loch.
Da ich wissen wollte was sich dort verbirgt, schaute ich hinein. Mit dem Licht meines Smartphones leuchtete ich mir die ersten Meter aus. Es war kühl darin, die Wände leicht feucht und ich spürte einen leichten Luftzug.
Ich konnte es kaum glauben: Ich hatte eine Höhle entdeckt! Mit Hilfe meines GPS speicherte ich mir die Position des Eingangs...

So oder so ähnlich kann das Forschen als Höhleninteressierter anfangen.

Foto: Peter Forster

Foto: Peter Forster

Ich wollte wiederkommen, gar keine Frage, aber nicht allein. Der nächste Schritt war, Gleichgesinnte und möglicherweise höhlenerfahrene Begleiter zu suchen. Die fand ich schließlich in einem Höhlenverein in meiner Nähe.

In einem solchen Verein findest du in der Regel nicht nur alte Hasen, die sich mit der Befahrungstechnik auskennen und dir alles zeigen, sondern auch solche, die dir den wissenschaftlichen Hintergrund des Phänomens „Höhle“ nahebringen können.


Geologisch betrachtet sind die allermeisten Höhlen auf der Welt sogenannte „Karsthöhlen“. Sie entstehen in Karbonatgesteinen (Kalk oder Gips) durch Lösungsvorgänge. Unser ganz normales Niederschlagswasser nimmt nämlich auf seinem Weg durch die Atmosphäre das darin enthaltene Kohlenstoffdioxid auf und wird dadurch zu einer sehr schwachen Säure – und Säure löst Kalk („Korrosion“)!

Wenn die ursprünglich vorhandenen kleinen Spalten nun durch Korrosion erweitert wurden, beginnt zusätzlich der Vorgang der Erosion: Das abfließende Wasser kann durch mitgeführtes Material unterirdische Flusssysteme und große, begehbare Hohlräume erzeugen.

Foto: Peter Forster

Wenn dieser Vorgang nun zigtausende von Jahren abläuft (und unsere Höhlen sind sehr alt!), können so gigantische Hallen und riesige Gänge entstehen.

(Bei der Bildung von Tropfsteinen läuft der Vorgang übrigens genau andersherum ab: Von der Höhlendecke tropfendes Wasser hinterlässt Kalkspuren, die dann im Lauf der langen Entstehungszeit zu oft bizarren und wunderschönen Gebilden werden.)

Allerdings interessieren sich nicht nur Geologen für Höhlen, auch für die Hydrologie, die Biologie, die Archäologie, die Klimaforschung oder die Paläoanthropologie. Höhlen sind reichhaltige Forschungsgebiete.


Foto: Peter Forster

So ein Höhlenverein kümmert sich aber nicht nur um die Forschung in und um die Höhlen, sondern hat sich auch dem Schutz dieser einzigartigen und sensiblen Unterwelt verschrieben. Es gibt einen alten, aber immer noch gültigen Spruch, den jeder Höhlenforscher beherzigen soll:

NIMM NICHTS MIT, LASS NICHTS ZURÜCK, SCHLAG NICHTS TOT!

Wenn du nun schon länger in einem Verein bist und schon bei Neulandentdeckungen dabei warst, willst du vielleicht selber einmal eine Höhle entdecken, in der vorher noch nie ein Mensch war.

Informationen über solche Möglichkeiten bekommst du entweder von Vereinskollegen, oder du suchst Dir mit Hilfe der sogenannten Katasterwarte des Vereins selbst ein vielversprechendes Gebiet. Diese Leute führen ein Register von bereits bekannten und vielleicht erforschten Höhlen und können dir Tipps geben, wo es eventuell noch Neuland gibt, oder wo noch Lücken im Kataster sind.

Hast du ein mögliches Gebiet für dich gefunden, kann es losgehen. Du schnappst Dir mindestens zwei Mitstreiter (niemals allein oder nur zu zweit losgehen!) und fährst in dieses Gebiet.

Ausgestattet bist du natürlich bestens mit deiner persönlichen Höhlenausrüstung (Schlaz, Helm mit Lampe, Klettergurt und was man sonst noch so braucht) und am besten gleich mit Zeichenzeug und Höhlenvermessungsgerät. (Dafür braucht es natürlich auch erst mal eine Einweisung, aber auch die bekommst du bei deinen erfahrenen Vereinskameraden. Am allerbesten ist es, wenn du schon einige Touren als „Vermessungsknecht“ mitgemacht hast.)

Überlegt euch eine Vorgehensweise, wie Ihr das Gebiet systematisch abgeht, um nicht zweimal an der gleichen Stelle zu schauen. Jetzt gehen wir mal davon aus, daß es gleich am ersten Tag einen Erfolg gibt und Ihr eine Höhle entdeckt. Am Eingang ist keine Plakette mit einer Nummer zu entdecken, auch ist noch kein Steinmännchen in Sicht und es gibt keine Befahrungsspuren wie z.B. Abseileinrichtungen. (Das wären Erkennungsmerkmale, dass diese Höhle bereits entdeckt, vielleicht sogar erforscht wurde.)


Nun wird die Ausrüstung angelegt und der Schleifsack mit allem Nötigen gepackt. Ab geht es in die Dunkelheit. Ihr schaut euch um, dokumentiert die Höhle mit Fotos und schließlich mit demn Messzeuggeräten. Die ersten Polygonzüge werden gelegt, die ersten Zeichnungen der Umgebung werden auf Papier gebracht.

Jetzt wird die Zeit aber tatsächlich etwas knapp, der Magen knurrt, ihr wollt vielleicht noch etwas essen gehen oder die Dunkelheit hat bereits eingesetzt, oder die letzte Bahn abwärts fährt bald. Alles Gründe warum es heute nicht weiter geht. Aber ihr seid schlicht noch nicht fertig. Doch als Zeichen, dass ihr da wart, baust du schon mal ein Steinmännchen.

Foto: Peter Forster

Foto: Peter Forster

Du bist auf dem Heimweg und bist stolz darauf was du heute alles getan hast. Ein schönes Gefühl!

Am nächsten Tag kontaktierst du den Katasterwart und berichtest ihm, was du gestern entdeckt hast. Und siehe da, nichts ist im Kataster. Du hast Neuland entdeckt!

Es kann natürlich auch anders ausgehen: Auch wenn keine Erkennungsmerkmale zu sehen waren, dass die Höhle bereits entdeckt wurde. Ein Plan existiert schon, aber wurde alles entdeckt? Vielleicht nicht!

Du erhältst einen Plan, und siehe da: Der Plan endet, die Höhle aber nicht. Denn vor 30 Jahren gab es andere Befahrungstechniken und Hilfsmittel, die sich in der Zwischenzeit deutlich verbessert haben. Es kann auch sein, dass nicht so viel Energie darauf verwendet wurde, sich durch eine enge Spalte zu quetschen oder sich durch einen Versturz zu graben, oder möglicherweise hat früher ein Eispfropf den Weiterweg versperrt, und der ist inzwischen geschmolzen.

Nun geht es weiter für dich und deine Freunde. Es wird vermessen, gezeichnet, fotografiert und dokumentiert. Die Höhle „wird länger“, weil du an einer Stelle weitergekommen bist, wo deine Vorgänger umgedreht sind. Vielleicht findest du Dinge, die deine Vorgänger nicht gefunden haben, rätselst über die Struktur der Gebilde die du vor Dir siehst.

Ein Geologe oder Biologe wüsste da vielleicht etwas ... Du fragst im Verein nach, ob hier jemand weiterhelfen kann. Ja den gibt es, er kommt beim nächsten Mal mit. Er erklärt dir Unbekanntes, nimmt vielleicht Proben und untersucht diese.

Vielleicht kommt es an deinem gewählten Tag auch ganz anders und du entdeckst nichts Neues. Das Gebiet ist aber groß genug und du kommst am nächsten Wochenende wieder. Es kann natürlich auch sein, das du trotz, dass du das gesamte Gebiet abgelaufen bist und gar nichts findest. Doch das sollte dich nicht davon abhalten, weiter zu machen und es vielleicht in einem anderen Gebiet zu versuchen.

Wenn dich Höhlen- und Karstforschung interessiert, wenn du neugierig bleibst und du Spaß daran hast, dich in der Natur und unterirdisch zu bewegen, dann bleibst du dran!

Flyerbild 1

Foto: Peter Hofmann

Flyerbild 2

Foto: Peter Hofmann

Flyerbild 3

Foto: Peter Forster

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